Alle Beiträge von Malte Klingenhäger

Jemand riet ihm, wenn die Verbindung zum Publikum mit wachsender Routine abzustumpfen drohe, wenn das Lampenfieber fehle, das Gähnen auf der Bühne sein Pendant im Publikum zu übertönen begänne, dann solle er sich an seine Message klammern: die Weisheit unters Volk bringen. Seine Mission als Mann des Geistes annehmen, seine Weltsicht pointiert formulieren und mit der Kraft der Stimme sprechen, die nur im Kokon der vollkommenen Überzeugung von sich und seinen Ideen heranwachsen kann.

Eine turbulente Zeit steht Ihnen bevor, las ich heute beim Frühstück, denn das Horoskop meiner Tageszeitung hat sich meinem Beruf nie angepasst. Eigentlich war mir gar nicht nach Aufstehen, aber ich kann es mir nicht aussuchen. Und diese Widersprüche, das erkennt man irgendwann, nehmen über den Tag nicht ab. Alles geht seinen Weg.

Malte Klingenhäger Gedicht: Altes Boot

Altes Boot, wo kommst du her?
Du siehst arg verlassen aus.
Bei diesem Seegang hast du’s schwer,
treibst zum Horizont hinaus.

„Es war der offensichtliche Kampf in ihr, der mich so angezogen hat“, sagt er und lässt sich rückwärts in mein Bett fallen. Die Bierflasche, die ich für ihn aus dem Kühlschrank gefischt hatte, als er so plötzlich vor meiner Tür stand, drückt er neben sich so fest in die Matratze, als ob er mit ihr vor Anker läge – als habe er Angst, fortgetrieben zu werden.

Die Städte reihen sich an der Autobahn wie Perlen auf einer Kette. Ballungsgebiet, Jobchancen, alles nah beieinander, den Puls der Stadt schon morgens spüren, wenn die Straßenarbeiter den Teer aufreißen. Aber alles nicht so schlimm, es gibt ja auch Grünflächen. Außerdem: Park ’n‘ ride statt stop ’n‘ go. Doch nach 20 Minuten auf der Stadtautobahn – gelangweilt, entnervt und nicht mehr ganz so frisch riechend – klingt es wie der blanke Hohn.