• KURZGESCHICHTEN

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Wir auf der Bühne:

Ich liege in einer Badewanne in der Wüste und denke, das beschreibt so ziemlich alles. Im Nebenzimmer arbeiten Steffen und Sabine sehr bemüht an der Grundlage dafür, nach unserem Urlaub behaupten zu dürfen, Sex in einem Motel gehabt zu haben. Leider stellen sie Leidenschaft über Rhythmus, also halte ich meine Ohren unter Wasser, damit meine Gedanken nicht aus dem Takt geraten.

Es ist Montag, der 15. August 2011 und Hans steht im Glück. Besser: in dem weiß getünchten Bau, den König Ludwig II für Glück hielt, auch wenn der Monarch schlussendlich eher Pech hatte, da er kurz vor Vollendung seines kuriosen Schlosses starb. Schließlich blieben ihm bloß 172 Tage, die er in seiner Vorstellung von Vollkommenheit leben konnte und Hans fragt sich, ob es das viele Geld wert war. Wenn mit Macht und Geld auch die Ansprüche steigen, relativiert sich auch die Chance auf Glück, denkt Hans und verletzt damit unbewusst das Copyright eines japanischen Herstellers von Glückskeksen.

Ein kleiner Junge sitzt im Wohnzimmer seiner Großeltern auf dem Boden. Er hat den Teppich zur Seite gerollt und begonnen, aus Bauklötzen einen Turm zu bauen. Bedächtig, und mit einer für ihn ungewohnten Konzentration, wiegt er einen der Bauklötze in seiner Hand. Es ist ein länglicher, grüner. Einer, der überall passen könnte und es doch nicht tut. Von dieser Sorte hat der Junge noch jede Menge. Die Entscheidung fällt schwer.

Sie hat geglaubt, sie würde in Ruhe älter werden, lächelnd auf das Ich des Vorjahres zurückblicken, glücklich sein. Doch jetzt hockt, liegt oder steht sie in der Ruine ihres Hauses, ihres Gartens oder ihrer Existenz – ich bin noch unentschlossen. Sicher ist, dass ihr Hemd zerrissen ist. Nicht umsonst habe ich auf den Seiten zuvor ihre so ansprechende Figur beschrieben. Schmutzig ist sie nun. Möglicherweise sogar von etwas Erde bedeckt. Oder Asche? Eine einzelne Träne, die eine helle Spur über ihre Wangen zieht? Zu viel?

Malte Klingenhäger Kurzgeschichte: Mein Drei-Tage-Bart lügt

18 Minuten. Das ist exakt die Zeit, die ich jeden Morgen für mein Styling brauche. Optimierte Bewegungen, topmoderner Bartschneider, Motivationsmusik aus meinem Schlafzimmer – Dinge, über die man lachen könnte, über die ich selbst lachen könnte, wenn 18 Minuten nicht eine Ewigkeit wären – durch die ständige Wiederholung noch einmal gedehnt – die ich lieber im Bett verbringen würde. Nackt, warm und unendlich glücklich.