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Rast
Kurzgeschichten„Es war der offensichtliche Kampf in ihr, der mich so angezogen hat“, sagt er und lässt sich rückwärts in mein Bett fallen. Die Bierflasche, die ich für ihn aus dem Kühlschrank gefischt hatte, als er so plötzlich vor meiner Tür stand, drückt er neben sich so fest in die Matratze, als ob er mit ihr vor Anker läge – als habe er Angst, fortgetrieben zu werden.
Der Ainu
KurzgeschichtenDie Städte reihen sich an der Autobahn wie Perlen auf einer Kette. Ballungsgebiet, Jobchancen, alles nah beieinander, den Puls der Stadt schon morgens spüren, wenn die Straßenarbeiter den Teer aufreißen. Aber alles nicht so schlimm, es gibt ja auch Grünflächen. Außerdem: Park ’n‘ ride statt stop ’n‘ go. Doch nach 20 Minuten auf der Stadtautobahn – gelangweilt, entnervt und nicht mehr ganz so frisch riechend – klingt es wie der blanke Hohn.
Auf belanglos vielen Wegen
KurzgeschichtenHallo, junge Dame, Sie gestatten, dass ich mich zu Ihnen setze? Der Sänger und ich, wir wollen mit unserem Auftritt noch etwas warten, es ist noch zu leer. Ich habe Sie schon einmal hier gesehen, da dachte ich, man könnte etwas plaudern. Sie haben vor einigen Tagen doch auch hier gespielt, Mandoline, wenn ich mich nicht irre. Sehr virtuos, etwas Besonderes. Nicht so wie ich mit meiner Gitarre. Mich haben Sie dann ja ebenfalls spielen sehen. Vielmehr ist zu mir auch nicht zu sagen. Wäre ich eine Schüssel, hätte ich einen Sprung.
Gute Unterhaltung
Kurzgeschichten„Ich will doch nur ein bisschen Spaß haben“, verteidige ich mich, aber Sabrina schnaubt und schüttelt den Kopf. Eine blonde Strähne hängt jetzt in ihrem Gesicht. Den Körper wie immer in ein altmodisches Kostüm gepresst, ein Mausgesicht, eingerahmt von halblangen Haaren. Nicht hübsch genug, um mit ihr schlafen zu wollen, nicht gefährlich genug, um eine ordentliche Nemesis abzugeben. So bleibt ihr an meiner Seite nur der Platz der besten Freundin.
Verdunklungsgefahr
KurzgeschichtenIch habe mich wieder mitschleppen lassen. Zu einer Lesung. Als ob ich hier gebraucht würde. Der Raum ist proppenvoll und die Leute nicht einmal wegen mir hier, sondern wegen Klaus, der liest. Dabei geht es mir viel zu gut, um nicht gefeiert zu werden und die Zutaten für die entsprechende Party sind eigentlich vorhanden: Die Luft in diesem Raum riecht bereits jetzt wie eine Szenedisko um 6 Uhr morgens und die Leute winden sich in ihren Sitzen, wollen sich eigentlich bewegen. Aber wir schweigen und lauschen und versuchen bei Bewusstsein zu bleiben.