• KURZGESCHICHTEN

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Wir auf der Bühne:

Malte Klingenhäger Kurzgeschichte: Der Bär

Es war einer von diesen Abenden, einer von diesen gewöhnlichen. So einer, wo es hauptsächlich dunkel ist und Menschen wie Sie und ich Dinge tun, an die wir uns ein paar Tage später schon nicht mehr erinnern können. Besonders war der Abend nur für die Leute im Pianissimo, dem größten Theater der Stadt, dessen große Leuchtreklame Vorausdeutungen der wilden Geschäftigkeit in die Dunkelheit schrie, die in ihm herrschte.

Kurzgeschichte Malte Klingenhäger: Motivationals

Ich stand letztens so an meinem Fenster und rauchte – das ist im Moment ja immer so krass früh dunkel abends – jedenfalls schau‘ ich so raus auf die gegenüberliegenden Häuser und da hab‘ ich plötzlich so einen Gedanken, wo ich ein paar erleuchtete Fenster sehe, in denen hier und da Kerzen flackern.

Torsten Schoeneberg Kurzgeschichte: Eine Urlauberin in Belgrad

Im Museum für jugoslawische Geschichte haben wir uns am Vormittag erkannt: He, sind wir nicht im selben Hostel? Und sind dann getrennt weitergegangen. Eine halbe Stunde später sehen wir uns wieder, auf dem ansteigenden Weg zum Tito-Mausoleum. Wir reden über dies und das – „ah, schau mal, die kleine Skulptur in dem Beet“ – „das Kassenhäuschen sah ja aus wie aus den 70ern“ – und gehen im Mausoleum wieder getrennte Wege. Genauer gesagt, sie geht schneller als ich; ich nehme mir etwas mehr Zeit für Fotos von Tito mit Schauspielerinnen und Jean-Paul Sartre, für Titos Hüte, Titos Schuhe, Titos Kugelschreiber und besonders Titos Sonnenbrillen.

Torsten Schoeneberg Kurzgeschichte: Studentinnen im Museum

Sie tuscheln über mich. Ich verstehe ja kein Persisch, aber wenn sich zwei hübsche junge Frauen zwei Meter rechts von mir aufs Sofa setzen, miteinander flüstern und zwischendurch herüberlugen, dann merke ich, daß ich gemeint bin. Ich ignoriere das freilich erstmal und lasse weiter das Gemälde auf mich wirken, hier im Teheraner Museum für Zeitgenössische Kunst.

Torsten Schoeneberg Kurzgeschichte: Der Schuster

Durch das große Schaufenster leuchtet es warm aus seinem Laden; tritt man ein, so ist gleich rechts seine Theke, und ein paar Schritte weiter hinein trennt eine Wand den hinteren Teil der Werkstatt ab. Er spricht gerade noch mit einem anderen Kunden, einem älteren Herrn, an dem ich mich vorbeischlängle. Wenn jetzt noch jemand hereinkäme, würde es schon eng, denke ich, und setze mich auf einen der zwei Stühle, die vor der Wand stehen. Mit dem Herrn spricht er nicht über Schuhe, sondern Smalltalk über diese und jenen hier im Vorort.