Wann und wo diese Geschichte spielt, ist eigentlich nicht von Bedeutung. Selbst Jonathan interessiert sich wenig dafür. Seine Welt ist übersichtlich und geräumig. Auf 42 Stockwerken hält sie alles für ihn bereit, was er braucht.
https://www.kulturkater.de/wp-content/uploads/2017/04/04-2017-Sarah-Chiyad-Kurzgeschichte-Die-Entfernung-zwischen-zwei-Tuermen.jpg12801280Sarah ChiyadSarah Chiyad2017-04-27 01:52:542017-10-29 04:41:05Die Entfernung zwischen zwei Türmen
In meinem Appartement hat sich etwas eingenistet. Es hat einen eigenen Herzschlag, schneller als mein eigener. Es lässt mich nicht schlafen, so laut ist es. So fordernd. Doch wenn ich es suche, ist es plötzlich still. Was es ist und wie ich es zuerst gefunden habe, davon handelt diese Geschichte.
„Bin ich zu spät?“, fragte Mina. Das abgewetzte Zirkuszelt, in das sie gerade eingetreten war, flatterte im auffrischenden Wind.
„Ah, bonjour petit madame. Zu spät? Was heißt zu spät? Komm näher.“ Der große Jean Marseille saß auf der untersten Ebene der Zuschauertribüne. Sein geschminktes Gesicht lag zur Hälfte im Schatten. Der falsche Mund wirkte in dem schwachen Licht blutrot. Als hätte man ihn aufgeschnitten, dachte Mina und bereute beinahe, dass sie gekommen war.
Ich falle nicht. Das ist unerwartet, ein bisschen gruselig. Irgendwie bin ich in der Luft stecken geblieben. Aber ich werfe noch einen Schatten, bin also noch ein fester Körper – so I got that going for me, which is nice.
Plötzlich gibt es mich zwei Mal. Das eine Ich, das gerade eben zerzaust und mit tränenden Augen in die Küche geschlichen kam und das zweite, das unterhalb der Schultern aufhört und wie die Perversion einer antiken Büste auf der geblümten WG-Tischdecke drapiert ist. Eigentlich hätte ich damit rechnen, mir eine Strategie zurechtlegen müssen. Aber ich stehe nur da und kratze meinen Morgendutt, der wie ein Betrunkener hin und her schwankt.
Die Entfernung zwischen zwei Türmen
KurzgeschichtenWann und wo diese Geschichte spielt, ist eigentlich nicht von Bedeutung. Selbst Jonathan interessiert sich wenig dafür. Seine Welt ist übersichtlich und geräumig. Auf 42 Stockwerken hält sie alles für ihn bereit, was er braucht.
Schlaflos in Münster
KurzgeschichtenIn meinem Appartement hat sich etwas eingenistet. Es hat einen eigenen Herzschlag, schneller als mein eigener. Es lässt mich nicht schlafen, so laut ist es. So fordernd. Doch wenn ich es suche, ist es plötzlich still. Was es ist und wie ich es zuerst gefunden habe, davon handelt diese Geschichte.
Circus
Kurzgeschichten„Bin ich zu spät?“, fragte Mina. Das abgewetzte Zirkuszelt, in das sie gerade eingetreten war, flatterte im auffrischenden Wind.
„Ah, bonjour petit madame. Zu spät? Was heißt zu spät? Komm näher.“ Der große Jean Marseille saß auf der untersten Ebene der Zuschauertribüne. Sein geschminktes Gesicht lag zur Hälfte im Schatten. Der falsche Mund wirkte in dem schwachen Licht blutrot. Als hätte man ihn aufgeschnitten, dachte Mina und bereute beinahe, dass sie gekommen war.
Reset
KurzgeschichtenIch falle nicht. Das ist unerwartet, ein bisschen gruselig. Irgendwie bin ich in der Luft stecken geblieben. Aber ich werfe noch einen Schatten, bin also noch ein fester Körper – so I got that going for me, which is nice.
Entscheidung
KurzgeschichtenPlötzlich gibt es mich zwei Mal. Das eine Ich, das gerade eben zerzaust und mit tränenden Augen in die Küche geschlichen kam und das zweite, das unterhalb der Schultern aufhört und wie die Perversion einer antiken Büste auf der geblümten WG-Tischdecke drapiert ist. Eigentlich hätte ich damit rechnen, mir eine Strategie zurechtlegen müssen. Aber ich stehe nur da und kratze meinen Morgendutt, der wie ein Betrunkener hin und her schwankt.