Dierk Seidel

In Gedanken am Meer

Wir sitzen vor dem Café und trinken Cappuccino. Die Sonne strahlt in unsere Gesichter und wir tippen beide für uns Dinge ins Smartphone. Ich blicke nach einiger Zeit hoch und sehe, wie es kracht. Ein Polizeiauto, mit einer Polizistin und einem Polizisten, kam von links und ein grauer Mazda, mit einer dunkelhaarigen Frau, von rechts. Die Frau bog nach links ab. Bremste. Es krachte. So könnte es passiert sein. Aber letztendlich habe ich gar nichts gesehen, als ich in genau dem Moment dahin schaute. Ich vernahm ein abruptes Bremsen. Sonst nichts. Ich wäre ein schlechter Zeuge.

Die Polizist:innen und die Fahrerin klären alles in Ruhe. Die Fahrerin scheint gegen einen Pfeiler auf dem Bordstein gefahren zu sein. Aber mehr kann ich nicht identifizieren.

In Gedanken wäre ich gerne am Meer. Einfach das Rauschen der Wellen hören. Salz und Sand in den Zähnen spüren. In Gedanken am Meer. Meist sind die Gedanken eher am Mehr. Denke alles durch und durch und fange nochmals von vorne an. Sehe nach vorne und sehe nicht das, was ist. Ich sehe immer nur mehr. Ich sehe Dinge, die da sind und Dinge, die nicht wahr sind. So wie die Sonne, die auf dem Meer glitzert. Sie glitzert hier gegenüber vom Eckcafé.