Dierk Seidel

Perspektbriefwechsel Part II

Ich habe mir ein Luftschloss gebaut
mit Mauern aus Cellophan.
Ich seh‘ zwar die Welt,
komme aber nicht raus.

Meine Messlatte zu hoch
für das Flugzeug, das nicht abheben kann.
Die Flügel gestutzt, bremst es sich selbst,
gefangen im Gedankenkonstrukt.

Dich und dein Designstudium
lange hinter mir gelassen.
Du würdest sagen,
du hast mich verlassen.

Versuche aufzustehen.
Den Weg zu gehen.
Doch geh ich nach Nord oder West,
nach Süd oder Ost?
Entscheide dich.
Die Schwerkraft zieht mich nicht zurück.
Sie beißt mich fest. Stillstand.

Wenn du dahin, dann das
Wenn du dorthin, dann was
Wenn du nach, dann ist
Wenn du nicht, dann wird

Ein Schutzpanzer wird zum Korsett.
Die Luft zum Atmen weg.
Die Stimmen zehren.

Will sie loswerden,
gehe durch Straßen,
hoffe auf Wind,
der sie weiter treibt.

Stimmen zehren,
wollen Gutes,
Stimmen zehren,
sind sich nicht einig,
Stimmen zehren,
strengen an.

Schranken, Mauern, das Gedankenkonstrukt im Kopf,
Cellophan oder Sandpapier,
bricht zusammen,
nachts.

Gehe einen Schritt vor. Und nicht zurück.
„Kommt, was kommt“, flüstert eine.
Ich treibe.

„Perspektbriefwechsel“ findet ihr hier: