Dierk Seidel

Lücken füllen

Vor ein paar Wochen fielst du mir das erste Mal auf. Im Geschäft meines Vertrauens. Du warst noch nicht so lange da, das sah ich dir gleich an.

Du lächeltest mich an und raubtest mir sofort den Verstand. Ich ließ alles stehen und liegen und ging näher zu dir. Wir kamen schnell ins Gespräch und ich lernte Seiten von dir kennen, die ich gar nicht erwartet hätte. So vielschichtig dein Verstand und optisch eindeutig eine Augenweide. In meiner Fantasie warst du schon längst bei mir eingezogen und wir lebten gemeinsam, saßen auf dem Sofa bei Kaffee und Kuchen und genossen den Tag. Ich wachte aus meinem Gedanken auf und ging weg. Du blicktest mir nur stumm hinterher, aber ich kann mir zurzeit so gerade mal die Miete leisten und muss ohne Strom auskommen, wie soll ich dich beeindrucken können. Nein, ich bin nicht bereit für dich.

Mittlerweile gehe ich täglich am Laden meines Vertrauens vorbei und lächle dich durchs Schaufenster an. Wenn du gerade nicht beschäftigt bist, siehst du mich auch und lächelst zurück und ich weiß genau, ich habe kein Geld, um dich einzuladen, dich irgendwo schön auszuführen, aber irgendwann, da habe ich es und dann werde ich dich rumkriegen und mit nach Hause nehmen.

Ich werde Kaffee kochen und es uns ganz bequem machen, Musik anmachen. Irgendwas Gutes, irgendwas Ruhiges. Du sollst dich nicht bedrängt fühlen. Ich werde dir zärtlich über deinen Rücken streichen und in deine innersten Gedanken sehen. Oh ja, du Bestseller, du hast so unglaublich viel Textappeal. Du Buch mit wunderbaren Seiten. Ich liebe dich.