OpenSource Festival 2018: Fortsetzungsgeschichten

OpenSource Festival 2018 – Kulturkater-ZeltIm Juli diesen Jahres war eine Kulturkater-Crew auf dem OpenSource Festival in Düsseldorf. Dort besetzte sie ein Zelt, hisste ihre Flagge, verteilte Süßkram und zwang die Besucher, die Kultur eigentlich nur konsumieren wollten, selbst welche zu kreieren. Entstanden sind unter anderem zwei schräge Fortsetzungs-Kurzgeschichten, anhand derer sich der ausgelassene Verlauf des Festivals erahnen lässt.

Jeder Besucher durfte nur einen Satz schreiben.

Enjoy!

Fortsetzungsgeschichte 1

“Alle für Wasser!”, schrie ein Maulesel und trat seinen Reiter. Der Reiter flog in die Luft, zerplatzte und flog als Vogel davon. Der Vogel wurde sehr müde. Er, der noch nicht begriffen hatte, dass er kein Mensch mehr war, wollte sich zu hause ausruhen. Als er seine Frau an der Türschwelle erblickte, fragte er sich, warum sie ihn nicht erkannte. Von seiner Frau verstoßen hüpfte der Vogel traurig die Straße entlang. Es hatte angefangen zu regnen; der traurige Vogel erblickte in einer Pfütze sein neues Ebenbild und erschrak.

Tausend Meilen entfernt erwachte Frau Kater mit schrecklichen Kopfschmerzen. Wieder einmal beschlich sie das Gefühl, dass ihr etwas fehlte. Ihr fehlten die Elektrolyte und ein ordentliches Frühstück mit ganz viel Salz, Körnern und ein paar Stücken Regenwurm, die ihrem Leiden ein Ende bereiten und den Tag versüßen würden.

Und es grüßte die Antifa. Sie griff zum Telefon, wählte die Nummer, die sie von letzter Nacht in ihrer linken Hosentasche beim Aufwachen gefunden hatte. “Hallo, hier spricht Ismael, alles gut, da gerade die Sommerferien sind. Ich beruhige mich, weil ich um 10 mit meiner Ausbildung anfangen möchte. Ich würde gerne Krankenschwester werden. Mein Opa ist Krankenpfleger seit 35 Jahren. Er ist zwar alt, aber er hat es noch immer voll drauf!” Ismail erinnerte sich gern an Opa, dessen Todestag er gern mit einer riesigen Dose Thunfisch und O-saft feierte. Er glaubte an das Leben nach dem Tod und wusste, dass sein Opa noch irgendwo da draußen war und ihm dabei zuschaute. Aber dann wurde ihm klar, dass sein Opa in Wirklichkeit ein Fantasievogel aus der Vergangenheit war, der Gestalt angenommen hatte, um den Menschen in der Gegenwart seine Erfahrungen mitzuteilen. An Tagen wie diesen, wissen wir, dass wir ALLE der Wandel sein können – den wir uns so sehnlich erhoffen auf dieser Welt. :-)

Fortsetzungsgeschichte 2

Als der American-Spirit-Verkäufer an der Bühne vorbeilief und der Bass in meinen Tentakeln wummerte, bekam ich Bock auf Radler. Das Wasser lief mir im Mund zusammen, aber weit und breit war kein Bierstand zu sehen. Ich spürte wie mir der Schweiß zwischen den Brüsten herunter lief, während mein Blick weiterhin sehnsüchtig nach dem nächsten alkoholischen Kaltgetränk gierte. Während ich mich durstig durch die tanzende Menge drängte, geschah etwas Unglaubliches. Noch nie hatte ich dergleichen erlebt, so dass ich sogar meinen Durst kurzfristig vergaß. Eine riesige Menschenmenge in rosa Tütüs kam auf mich zugerannt!

Ohne Weiteres hätte ich fliehen können, aber meine Tentakel strebten der Tütü-Menschenmasse zu. Um den unüberwindbaren Drang zu umgehen, versuchte ich mich abzulenken und dachte an die Pinguine, die ich letzten Sonntag im Zoo beobachtet hatte. Die sehr junge Pinguine sprangen vom Eisberg ins Wasser. Ich tat es ihnen gleich und spürte, wie mich das kalte Wasser umgab. Ich tauchte immer tiefer und plötzlich sah ich etwas wunderschönes: Eine Blauwalfamilie schwamm direkt unter mir, welche an die Oberfläche tauchte und aus ihren Rückenlöchern Regenbogenfontänen schoss. Doch plötzlich riss mich ein riesiges Tütü, das eines meiner Tentakel umschlang, aus meinen Tagträumen.

Direkt war mein Durst wieder da. “Tatü-Tata, Tatü-Tata” rief ich den Walen zu, die gerade einen Wassertanz tanzten. Ich stellte fest, dass ich schon zum zweiten Mal heute einen Traum hatte und das die beiden sich wohl so gut verstanden haben, dass sie einen großen gemeinsamen Übertraum gebildet haben.