Dierk Seidel

Der Konvoi der Italiener

 Am Abend saßen wir in Húsavík vor unserem Zelt, kochten uns Nudeln und im Anschluss Tee mit unserem Gaskocher und blickten über den Platz.

Voll ist es seit gestern geworden. Zwar gab es vor uns noch ein paar Einpersonenzelte mit Radfahrern und einem Motorradfahrer, aber um uns herum häuften sich die großen Fahrzeuge. Einige SUVs, ein Dodge RAM, unter den unser Zelt gut gepasst hätte, und ein zu einem Monstertruck umgebauter Ford Taunus standen nun um uns herum.

Der Platzwart unterhielt sich mit einem Dänen im VW Bus, als ein Konvoi von Wohnmobilen auf den Platz fuhr. Zwölf Wohnmobile suchten sich ihren Platz.

Später erfuhren wir, dass es Italiener waren. Sie hatten eine ordentliche Strecke hinter sich. Von Italien hoch nach Dänemark zur Fähre und dann hier rüber in den Norden Islands.

Vier Tage später hielten wir am Freilichtmuseum in Glaumbær. Der Parkplatz vor der Kirche war komplett leer. Ich freute mich. Nicht dass es so kompliziert wäre, mit einem Wagen, der nicht größer als unser Zelt ist, einen Parkplatz zu finden, aber das zeigte, dass es vielleicht nicht so voll wäre im Freilichtmuseum.

Doch dann kam ein Wohnmobil über den kleinen Hügel. Und ein weiteres und ein weiteres und noch einige mehr. Zwölf Wohnmobile. Die Italiener waren da. Zwischen ihnen wurde unser Kleinwagen ganz unruhig, aber wir beruhigten ihn.

„Die Wohnmobile sind nur etwas größer als du, aber sie tun dir nichts“, sagten wir. Dann gingen wir ins überfüllte Museum.

Ein paar Stunden später. Wir hatten mittlerweile einen weiteren Wasserfall gesehen (es gibt viele Wasserfälle in Island), einen Ort entdeckt, wo man theoretisch Robben sehen kann und eingekauft, als an einer T-Kreuzung zwölf Wohnmobile an uns vorbeifuhren. Da waren sie wieder. Wir schlichen einige Zeit hinter ihnen her und philosophierten:

„Ob sie über CB-Funk kommunizieren?“

„Vielleicht, vielleicht haben sie aber auch ein Leitmobil, dem alle folgen.“

„Und abends sitzen sie im Kreis und berichten:

Hast du an dem Hügel die beiden Schafe gesehen?

Nein, aber hast du den Berg mit dem Schnee gesehen?

Ja, mehrere.

Bellissimo!

Unsere Wege trennten sich, als wir auf die 68 Richtung Hólmavík abbogen und der Konvoi weiter nach Reykjavik fuhr, immer dem Leitmobil folgend.