Kurzgeschichten, Fabeln uvm.

Einen hatte ich schon am Busbahnhof in Isfahan (hellster, warmer Mittag) angesprochen, einen Herrn im dunkelblauen Anzug, ob denn hier der Bus nach Teheran halte. Er sah sich mein Ticket an und stellte fest, ja, hier, und wir seien im selben Bus; blickte beim Sprechen leicht an mir vorbei oder über mich hinweg.

Mart’n aus Nuhf’nländ. Seine Eltern aber waren Tschechen, die 1968 ausgewandert sind. Noch nie war er in Tschechien, aber er würde gerne einmal. Ob ich schon einmal dort gewesen sei? Was ich darüber wüßte? – Mehreren schwärme ich nachher von seiner Stimme vor, die einmalig rauh und tief ist; und er spricht den Neufundländer Dialekt, ruhig, kräftig, ein dröhnender Monoton, der nichts aussprechen kann, ohne es dabei tief zu berechtigen.

„See, you are a VIP“ sagt Ali, als ich, durch den Zoll gewinkt, von der Gepäckausgabe komme. Neben ihm steht ein sehr kleiner Mann in weißem Hemd und mit ganz schwarzen Haaren, der schüchtern lächelt und ein Schild mit meinem Namen hochhält: Sie haben mir einen Fahrer hingestellt, um 5 Uhr früh am Imam-Khomeini-Flughafen. Ich verabschiede mich von Ali, wir haben Telephonnummern und Mailadressen schon im Flieger ausgetauscht.

Der ungewöhnlich gekleidete, kleine kräftige Kerl war mir schon aus der Ferne aufgefallen, als er am Kassenhäuschen mit dem Mann hinter der Scheibe gestikulierend-kollegial plauderte (oder hatte er bloß den Ellbogen vor der Scheibe aufgestützt?). Auf der Fähre sind noch ein paar andere mit Rädern, wie ich, die Wolken geben heute immer wieder für ein paar Minuten die Sonne frei …

Ein Jude vibriert im Gemeinschaftsraum des Hostels in Halifax, Kanada. Er steht in einer Ecke, richtet sich nach einer Richtung aus; eine Art weiße Flachs-Schürze hat er sich umgehängt, ein kleines zerlesenes Buch in der Hand, und dann hat er den Kopf (mit Kippa und Schläfenlocken) entweder in seinen langen grauschwarzen Bart gesenkt, oder er schaut entrückt „woanders“ hin, während er seine Litanei aufsagt, klagt, sich oft wiederholt.

Dierk Seidel Kurzgeschichte: Die Tankstelle unten am Fluss

Am Montag gehst du zur Arbeit und fragst dich wieso.
Du stehst mit dem Eis in der Hand an der Tankstelle, in der Nähe vom Fluss und denkst:
„Gut, dass das Eis keine brennende Zigarette ist.“