Essays

Malte Klingenhäger Artikel: Freiheit in 839 Grenzen

Die Verfassung schützt, die USA verteidigen, die Werbung verspricht und wir alle schätzen sie: die Freiheit. Trotzdem scheint der Kampf um sie kein Ende zu nehmen. Ich traf noch nie irgendjemanden, der oder irgendetwas, das frei gewesen wäre. Ich bin da keine Ausnahme.

Es gibt einen deutschen Begriff, der ob seiner Einzigartigkeit und seiner Passgenauigkeit in kaum eine andere Sprache zu übersetzen ist: Weltschmerz. Weltschmerz bezeichnet eine tiefe Traurigkeit oder Melancholie über die Unzulänglichkeit der Welt, manchmal auch über die eigene. Wenn ich in diesen Tagen die Nachrichten sehe, glaube ich, es bedarf einer weiteren Wortneuschöpfung dieser Art: Weltangst.

Die Welt zieht den Hut vor einem Hashtag, der vor ein paar Tagen auf dem beliebten zwitschernden Nachrichtendienst auftrat. Unter dem Label #notjustsad posten seitdem Tausende über ihren Alltag mit einer Krankheit, die sich in unserer Wohlstandsgesellschaft mittlerweile Volkskrankheit schimpft: die Depression.

Freitagmittag halb 12 in Deutschland: Die Generation Y steigt in den Zug. Heimaturlaub. Wer sich unversehens im Dschungel aus Reisetaschen, Trekkingrucksäcken und Laptoptaschen auf den Gleisen der großen Universitätsstädte wiederfindet und beginnt, den dort beheimateten Ureinwohner zu beobachten, dem schießen unweigerlich Schlagzeilen durch den Kopf, die über die faule akademische Jugend lamentieren.

Malte Klingenhäger Kurzgeschichte: Kann ich das eigentlich ernst meinen?

Es ist dieser neue Stil, den ich so hasse. Der Stil, der zu viel ’so‘ gebraucht, dieses ‚äh‘ des modernen Schreibens. Und den Leser in unvollständigen Sätzen, Wiederholungsschleifen und Fragmenten ertrinken lässt. Und dann diese Verben der Uneindeutigkeit: Vielleicht, scheint, irgendwie. Bloß, damit alles lässig wirkt, abgeklärt.

Malte Klingenhäger - Tod des Autors

Wenn Studenten der Literaturwissenschaft zu Beginn ihres Studiums mit der poststrukturalistischen Entzauberung des Autors konfrontiert werden, kommt es in Seminarräumen zu ersten Stellungskämpfen. Soweit es der Bachelor noch zulässt, soll der akademische Nachwuchs immerhin zugleich wissenschaftlich und eigenverantwortlich arbeiten, lernen, feiern, seine Eltern beruhigen UND den Tod des Autos akzeptieren.