Dierk Seidel

Ausgebremst

Die Musik klang nur noch gedämpft durch die Türen der Veranstaltungshalle, aber er erkannte jedes Lied.

Er saß im Gang, der wie eine Schleuse wirkte, auf dem Boden und lehnte an der Wand. Sein Bier war leer und er fühlte sich erschöpft. Unendlich erschöpft. Dann kam sie raus. Vom Alter her hätte sie seine Mutter sein können. Vielleicht. So genau sah er auch gar nicht hin. Starrte weitestgehend nach vorne.

„Ist hier noch frei?“

„Ja, klar, die Wand ist ja groß genug hier.“

Sie setzte sich direkt neben ihn. Er zuckte zusammen.

„Warum bist du hier draußen?“

„Das könnte ich dich auch fragen. Aber schon gut. Bin erschöpft vom Stehen. Und vom ausgebremst werden.“

„Warum? Was meinst du?“

„Hab was mit dem Rücken, darf gerade nicht Vollgas geben.“

„Hast du gerade Schmerzen? Wenn nicht, dann hält dich doch keiner auf.“

Er schwieg und verriet seine Gedanken nicht. Plötzlich ertönte hinter der Tür das Lied, das er nicht durch dämpfende Türen hören wollte. Er musste näher ran.

„Ich glaube, ich muss da rein.“

„Geh nur, alles gut. Hab viel Spaß.“

„Danke, du auch.“

Er verschwand durch die Tür in die Menge

„Ich trinke auch nur noch aus“, sagte sie zu sich selbst.

Ein Pärchen kam raus und blickte sich um.

„Können wir uns dazusetzen?“

„Ja, klar, die Wand ist ja groß genug hier.“

Und dann schwiegen sie. Und tranken und lauschten gedämpfter Punkmusik.